Regio-Jobanzeiger sponsert Fußballverein
Im Interview mit Trainer Cosimo Cannizzaro von SV Italia 1965 München e. V.
„Fußball aus Leidenschaft“ – das wird beim SV Italia 1965 München e. V. nicht einfach nur gesagt, sondern gelebt. Es ist nämlich viel mehr als nur ein Motto. Im Interview lässt Trainer Cosimo Cannizzaro hinter die Geschichte des Vereins blicken und erzählt von der Herkunft der Spieler und welche Werte ihnen im Miteinander wichtig sind.
1. Du bist Trainer im Verein. Erzähl kurz etwas über Dich und warum Du Trainer bist.
Mein Name ist Cosimo Cannizzaro, 38 Jahre alt und ja, Trainer beim SV Italia 1965 . Das bin ich schon seit dem Jahre 2009. Auf die Frage, wie ich überhaupt Trainer geworden bin: Das war recht zufällig. Mein Sohn – ich habe nämlich drei Kinder, eines 18, eines 15 und ein neun Jahre altes Mädchen – hat damals mit sieben Jahren gesagt: „Papa, ich will gerne Fußball spielen“. Und so bin ich in das Traineramt eingestiegen. Und da mein Vater Vorstand beim SV Italia ist – auch heute noch, damals auch war – war es immer schon sein Traum, dass wir Jugendfußball irgendwann integrieren. Und da hat sich die Möglichkeit einfach ergeben: angefangen mit drei Kindern im Jahr 2009. Stand heute haben wir 220 Kinder und das ist genau das, warum ich heute noch Trainer bin.
2. Woher stammt der Name des Vereins? Was steckt dahinter?
Da ich Geburtsjahr 1982 bin, kann ich jetzt zu 100 Prozent nicht mehr den genauen Monat identifizieren, wann der Verein gegründet worden ist, jedoch ist er auf jeden Fall 1965 gegründet worden, so wie es der Name auch schon sagt. Der Verein ist von italienischen Gastarbeitern in Ludwigsfeld gegenüber dem Fußballplatz gegründet worden. Diese arbeiteten bei MAN/MTU. Nach Arbeitsschluss haben sie sich immer getroffen und dann immer auf einem einzigen Fußballplatz, eher ein Acker. Dort haben sie sich schließlich immer zusammengefunden und Fußball gespielt. So ist dieser Verein letztendlich entstanden – durch die italienischen Gastarbeiter.
1990 übernahm mein Vater zusammen mit einem Freund schließlich den Verein, da der damalige Vorstand des Vereins verstorben war. Mein Vater hat dann im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft 1990, die in Italien stattfand, den Verein übernommen, eben auch als Vorstand und sogar den Namen verändert. Sie hießen im Anschluss für ein Jahr lang „SV Inter Euro 90“ – also in Bezug auf die WM 1990 hat sich mein Vater, aus welchen Gründen auch immer, für diesen Namen entschieden.
1992 musste er den Namen wieder zurücknehmen, nämlich zurückändern auf SV Italia 1965. Grund hierfür war, dass er nicht nur Lust hatte in solchen Freizeitligen zu spielen, sondern in einer richtigen Liga (beim Bayerischen Fußballverband, Anm. d. Redaktion). Um das zu ermöglichen, musste er den Namen wieder ändern und der Verein musste schließlich in einen eingetragenen Verein umgeändert werden. Dadurch wurde dann noch drei Jahre in Dachau/Ludwigsfeld gespielt, bis wir schließlich 1996 nach Hasenbergl umgezogen sind.
Mein Vater ist Vorstand. Ich, als Sohn, war zehn Jahre lang Jugendleiter und habe die Jugend mitaufgebaut. Jetzt habe ich sie meinem Kollegen (Merlino Wünsch) übergeben. Er macht das sehr, sehr gut – einen wirklich großartigen Job! Das wären jetzt zum Verein die Eckdaten.
3. Wer spielt beim SV Italia 1965? Kannst Du uns etwas über die Kinder in der Mannschaft erzählen?
Was für Spieler, was für Jugendliche, was für Kinder spielen bei uns? Unabhängig von meinem Sohn, der auch immer noch ein wenig mitspielt, spielen bei uns, glücklicherweise, sämtliche Nationalitäten bei uns. Als wir damals mit der Jugendarbeit angefangen haben waren wir uns nicht sicher, aufgrund unseres Namens (SV Italia 1965), wer für uns spielen würde. Sind das ausschließlich Italiener? Wie viele Italiener würden wir denn bei uns in Hasenbergl spielen lassen? Das hatte uns damals beschäftigt. Stand heute können wir sagen „Ja, wir haben nicht so viele deutsche Spieler, haben dafür aber sehr, sehr viele Ausländer."
Der Gesamtanteil liegt bei ca. 95 Prozent, der Migrationshintergrund hat. Auch haben wir einige Flüchtlinge, die aus dem Iran oder Syrien geflohen und zu uns gekommen sind. Sie lernen jetzt bei uns, was Pünktlichkeit, Disziplin oder Fairness bedeuten. Diese Nationalitäten haben wir alle bei uns: vom Afrikaner bis Asiaten – wir haben sämtliche Kontinente abgedeckt. Das erfüllt uns auch mit Stolz. Dadurch, dass wir im Hasenbergl sind, müssen wir gleichzeitig eines verstehen: Diese Mädels und Jungs sind nicht besonders gesegnet mit großem Wohlstand, den vielleicht der eine oder andere hat. Diese Kinder leben schon teilweise am Existenzminimum – nicht alle, jedoch einige davon.
Warum sind unsere Kinder so talentiert? Wir spielen jetzt wirklich recht hochklassig, vor allem im Kleinfeldbereich. Im Großfeld wird es dann ein bisschen problematischer, denn hier kommt dann auch die Pubertät mit ins Spiel. Der Hauptgrund für deren Talent ist: Es gibt nur Fußball, den sie sich auch leisten können. Das sind jetzt keine Familien, die sagen können: „So jetzt machen wir mal einen Skiausflug oder jetzt fahren wir mal wandern“. Für sie gibt es nur ein rundes Leder, das nicht viel kostet, Fußballschuhe, Schienbeinschoner, ein Trikot, eine Hose und los geht’s. Deshalb sagen wir, sie sind deshalb so talentiert, weil es für sie nichts anderes gibt außer Fußball spielen.
4. Wo trainiert Ihr und wo finden die Spiele statt?
Unsere Spiele finden in der Regel immer im Münchener Norden statt, aber auch manchmal ein wenig außerhalb, z.B. im Dachauer Bereich, dort sind wir ganz oft unterwegs. Und das hängt auch davon ab, wie hochklassig die Mannschaft spielt. Wenn wir uns jetzt die zwei U9er-Mannschaften und auch die U13 anschauen: Die U13 spielt jetzt am höchsten in der Kreisliga. Hier bewegen wir uns dann in ganz München, aber auch außerhalb Münchens, also nicht mehr nur im Norden. Ansonsten sind wir, wie gesagt, nur im Münchner Norden unterwegs.
Ab und an unternehmen wir auch Ausflüge. Nächstes Jahr ist geplant, dass wir nach Rimini fahren, um dort an einem Turnier (Trophäe Adriatico) teilzunehmen. Auch an den Gardasee möchten wir fahren, da wissen wir jedoch nicht, wie wir das planen sollen. Das wäre dann an Pfingsten (2022). Ansonsten haben wir hier in München und in Günding ein internationales Turnier gehabt, bei dem wirklich sehr viele Mannschaften aus dem Ausland dabei waren. Hier haben wir unter anderem gegen französische Mannschaften gespielt und beispielsweise das Finale haben wir gegen eine niederländische Mannschaft bestritten. Das Finale konnten wir dann sogar glücklicherweise gewinnen und auch diesen Triumph genießen.
Wir bekommen schon viel zu sehen, da eben die Mädels und Jungs klasse unterwegs sind.
5. Welche Werte sind Euch im Miteinander wichtig und was hält Euch zusammen? Wie steht Ihr zu Gleichberechtigung im Fußball?
Wie bereits vorhin gesagt: Für unsere Kinder gibt es hauptsächlich nur diesen Fußball. Leidenschaft haben hier alle miteinander (Trainer und Spieler). In jedem Spiel geben sie alles und kämpfen. Bei uns lernen sie nicht nur zu spielen und zu kämpfen (positives bzw. faires Kämpfen auf dem Fußballplatz bezogen), sondern auch viele andere, wichtige Werte, wie z.B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, auch mal nicht zu lügen, wenn man mal nicht ins Training kommen möchte. Es sind zwar nur Kleinigkeiten, diese spielen für uns jedoch eine große Rolle. Auch die Gemeinschaft ist für uns sehr wichtig. So unternehmen wir auch den einen oder anderen Ausflug zusammen. Damit auch die Kinder Freunde werden untereinander und das alles unabhängig von irgendeiner Nationalität, Hautfarbe, etc. All das ist Standard bei uns und interessiert uns sowieso nicht. Genau das soll auch so vermittelt werden. Beispielsweise bei den Eltern, die dann auch aus ganz anderen Kulturen kommen, und mit anderen interagieren, deren Religion oder Nation sie bis dato nicht kannten und sich nicht vorstellen können, wie deren Alltag überhaupt aussieht.
Auf dem Fußballplatz sind wir dann alle eins: die Spieler, die Trainer und die Eltern. Das leben wir vor und das findet man auch in unserem Motto wieder „Fußball aus Leidenschaft“. Das ist unser Logo.
Danke
Vielen Dank Cosimo für das spannende Interview. Wir als Regio-Jobanzeiger.de freuen uns, den Verein unterstützen zu können und hoffen auf eine lange Zusammenarbeit für die Leidenschaft des Fußballs beim SV Italia München e. V.
Unser ehemaliger Geschäftsführer Alexander Pelka (links) übergibt Trainer Cosimo Cannizzaro (rechts) die vom Regio-Jobanzeiger gesponserten Trikots für den SV Italia 1965 München e. V.